Spitzensport bei Graupelschauern

Foto: Silvia Gralla

Wer Adolf Bauer ein bisschen kennt, der weiß, dass Würzburgs Bürgermeister selten bis nie um einen guten Spruch verlegen ist. Die Lacher hatte er dennoch auf seiner Seite, als er den Organisatoren des Würzburger Residenzlaufs vorschlug, es im nächsten Jahr doch mal mit Skihütten und Glühwein zu versuchen.

Bei der 28. Auflage am gestrigen Sonntag mit einer Rekordbeteiligung von 8211 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wären kuschelig warme Räume und heiße Getränke sicherlich auf große Nachfrage gestoßen. Jedenfalls präsentierte sich das Wetter wie das sprichwörtliche für den Monat April und wechselte munter zwischen Sonnenschein mit gefühlten 15 Grad und Graupelschauern mit sechs Grad hin und her.

Nun stellen niedrige Temperaturen kein wirkliches Problem für Läufer dar, heftige Windböen mit Schnee und Eisteilchen aber schon. Genau diese Bedingungen herrschten, als der Startschuss zum „Lauf der Asse“ um 16.30 Uhr fiel – und man brauchte nur kurz in die Gesichter der Topathleten aus Ostafrika, Slowenien und Deutschland zu sehen, um deren Leiden zu erkennen.

Flotte Abiturientin Sarah Kistner

„Das war katastrophal. Mir war trotz intensiven Einlaufens total kalt am Start. Nach etwa einer Runde hat es am ganzen Körper gekribbelt, danach lief es dann normal“, erzählte Sarah Kistner. Die 18-jährige Abiturientin aus Kronberg im Taunus – immerhin schon Berglauf-Europameisterin der U 20, Crosslauf-Europameisterin im Team und deutsche 5000-Meter-Meisterin bei den Aktiven – will sich in Zukunft mehr auf die längeren Strecken konzentrieren und absolvierte in Würzburg dafür eine Art Testlauf. Die zehn Kilometer in vier Runden um das Weltkulturerbe bezeichnete die angehende Mathematik-Studentin trotz der widrigen Umstände mit einer Zeit von 34:20 Minuten als „durchaus zufriedenstellend“, freute sich „über die schöne Veranstaltung und die schöne Strecke“, hatte „jede Menge Spaß“ und will „bestimmt“

Das wollen auch die zwei schnellsten Männer, Isaac Kipsang Temoi (29:10) und Japhet Korir (29:15) aus Kenia. Für Korir, den Sieger von 2013 und 2015, wäre es dann bereits der dritte Besuch in Würzburg. Im letzten Jahr war er noch eineinhalb Minuten schneller gewesen als diesmal, unzufrieden war er deshalb aber nicht. „Es war mein erster Wettkampf nach einer Muskelverletzung im Oktober, mehr war diesmal einfach nicht drin“, sagte der 23-Jährige aus der kenianischen Teeregion Kirichio. Sein Landsmann Temoi war trotz der für sonstige Würzburger Verhältnisse eher langsamen Siegerzeit „einfach nur glücklich“.

Kein Wunder, schließlich ist Temoi am 20. Februar gerade mal 17 Jahre alt geworden, steht womöglich vor einer goldenen Zukunft. Hohe Ziele hat er jedenfalls schon. „Ich weiß, dass es bei uns große Konkurrenz gibt, trotzdem will ich versuchen, mich über 10 000 Meter für Olympia in Rio zu qualifizieren“, sagte der junge Mann noch, ehe er von seinem Laufmanager zur Dopingkontrolle geführt wurde. Als 17-Jähriger braucht er für diese, in Würzburg erstmals durchgeführte Prozedur laut Regeln der Nationalen Doping-Agentur Nada unbedingt eine erwachsene Begleitperson.

Begleitet wurde Alice Aprot Nawowuna von ihren Konkurrentinnen nur eine Runde lang, dann verschärfte sie das Tempo und lief fortan ein einsames Rennen. Am Ende stand für die 22-jährige Kenianerin eine Siegerzeit von 32:12 Minuten und die Erkenntnis, dass ihr mutiger Lauf bei besseren Bedingungen durchaus in die Nähe des Streckenrekords (31:16) hätte führen können.

Spaß trotz fehlender Zuschauer

Keine Bedeutung mehr haben Rekorde für Carmen Förster, die noch unter ihrem Mädchennamen Klenk Rennen um Rennen in Unterfranken gewonnen hatte. Jetzt läuft die zweifache Mutter nur noch zum Spaß, hatte sich auch erst auf den letzten Drücker für den „Lauf der Asse“ angemeldet. Obwohl seit Allerheiligen ohne Wettkampfpraxis lief es mit einer Endzeit von 39:12 Minuten durchaus ordentlich, weshalb die 42-jährige Würzburgerin zufrieden war. „Für null Aufwand war das wirklich okay. Zumal es kalt und richtig eklig war und ich die Strecke noch nie mit so wenigen Zuschauern erlebt habe. Aber Spaß hat's trotzdem gemacht“, sagte Förster.

Diese Freude bei den Läuferinnen und Läufern vom Kindergartenkind bis zum Opa war es letztendlich auch, die Organisationsleiter Reinhard Peter trotz der Wetterkapriolen – insgesamt viermal wechselten sich gestern Schneeschauer und Sonnenschein ab – beim Resümee ein Lächeln ins Gesicht zauberte. „Natürlich war es sehr schade, dass uns wegen des Wetters so viele Zuschauer am Ende des Hauptlaufs verlassen haben. Aber bis dahin war die Stimmung toll, und die Teilnehmer haben sichtlich ihren Spaß gehabt. Unser Konzept stimmt, und nächstes Jahr – am 30. April 2017 – haben wir bestimmt auch wieder Glück.“ Verdient hätten es Peter, seine vielen Helfer und die Läufer allemal.

Ergebnisse vom Residenzlauf

Lauf der Asse

Männer: 1. Temoi 29:10 Minuten, 2. Korir 29:15, 3. Mukuria 29:23 (alle Kenia), 4. Merne 29:26 (Äthiopien), 5. Kiptarus 29:27, 6. Maritim 29:32, 7. Kosgei (beide Kenia) 29:54, 8. Tola 30:12 (Äthiopien), 9. Jeylan 30:19, 10. Endisu 30:32 (beide Fürth), 11. TuluWodajo (Coburg), 12. Nerkamp 31:07 (Kassel), ...15. Arens 33:13 (TG Kitzingen), 16. Zabel 33:21 (Biebelried), 17. Kolesch 33:32 (TV Ochsenfurt), 18. Gebrehiwet 33:43, 19.

Hadush 34:02, 20 Habtmicael (Team GERitrea/Würzburg)
Frauen: 1. Nawowuna 32:12, 2. Yator 32:29, 3. Esikon 33:21, 4. Kithome 33:27 (alle Kenia), 5. Roman 34:03 (Slowenien), 6. Kistner 34:20 (MTV Kronberg), 7. Demeke 35:10 (Fprth), 8. Wondmagegn 35:39 (Äthiopien), 9. Muringi 35:59, 10. Chepkwony 36:03, 11. Kipkemoi 36:06 (alle Kenia), 12. Eltschkner 36:46 (Uni Würzburg), 13. Förster 39:12 (SV 05 Würzburg), 14. Scheu (Coburg) 39:23, 15. Skala 40:31 (Luke Fit Würzburg),...18. Knapp 41:11 (Würzburg), 19. Betz 41:36 (SC Ostheim), 20. Schmitt 42:05 (TSV Rannungen).

Hauptlauf

Männer: 1. Ismaacil 36:07 (Annettes Kinderturnen Würzburg) 36:07, 2. Abdi 36:42 (Don Bosco Würzburg), 3. Edelmann 36:45 (TG Schweinfurt), 4. Rüdenauer 36:57 (Weinheim), 5. Blaß 36:59 (Runners Point Würzburg) – alle außerhalb der offiziellen Wertung, 6. Rüger 37:17 (Uni Würzburg) 37:17, 7. von Rhein 37:33 (Margetshöchheim), 8. Lauerer 37:35 (Hirschau), 9. Hassan 37:44 (Don Bosco Würzburg), 10. Köhler 37:52 (Rimpar).
Frauen: 1. Joa 41:12 (Gemünden), 2. Henke 41:25 (TG Kitzingen), 3. Schäfer 42:48 (Würzburg), 4. Stöcker 42:50 (Hochfranken) – alle außerhalb der offiziellen Wertung, 5.

Zakrotzky 43:13 (Mannheim), 6. Karl 43:19 (TV Ochsenfurt), 7. Laue 44:02, 8. Jentzsch 44:07 (beide Würzburg), 9. Lachmann 44:07 (Oberdürrbach), 10. Betz 44:11 (SC Ostheim).

Von: Günther Schwärzer (Main-Post)

Ein kurzes Video zur Veranstaltung finden Sie HIER.

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